Orientieren und Laufen
Beim Orientierungslauf (OL) werden mit Hilfe von Karte und Kompass mehrere Kontrollpunkte (sogenannte Posten) im Gelände der Reihe nach angelaufen. Die Standorte dieser Posten sind in einer speziellen Orientierungslaufkarte eingezeichnet. In der Regel sind die Posten zu einer Bahn verbunden und müssen in der vorgegebenen Reihenfolge angelaufen werden. Ziel beim Orientierungslauf ist es, die komplette Bahn in der schnellsten Zeit zu bewältigen.
Die Karte – das wichtigste „Sportgerät“ im Orientierungslauf
Das wichtigste Utensil, das ein Orientierungsläufer zur Ausübung seiner Sportart benötigt, ist die Karte. Die Karten haben eine etwas andere Farbgebung und Symbolik als Wanderkarten, und bilden das Gelände aufgrund des sehr großen Maßstabs, der in der Regel 1:10000 beträgt, sehr detailliert ab. Neben der Darstellung von Wegen, Pfaden und der Belaufbarkeit des Waldes durch unterschiedliche grüne Farbabstufungen, finden sich in der Karte viele andere Objekte (z.B. Löcher, Zäune und Hochsitze…). Ebenfalls sehr präzise ist die Darstellung des Höhenbildes, sodass auch kleine Geländeformen dargestellt werden können.
Die Posten – Eckpfeiler einer Orientierungslaufstrecke
Auf der OL-Karte sind die Posten als runde Kreise aufgedruckt, die zusammen verbunden die OL-Bahn ergeben. Im Wald findet man an diesen Stellen orange-weiße Stoffschirme, die beim Wettkampf mit einer elektronischen Stempeleinheit versehen sind. Der vom Läufer mitgeführte Chip registriert und speichert als Beweis das Finden des Postens. Bei Trainingsläufen wird allerdings gelegentlich noch auf das Stempeln mit Lochzangen zurückgegriffen.
Orientierungslauf – ein Sport für jeden
Ein besonderes Merkmal dieses Sports ist, dass fast immer bei ein und demselben Wettkampf junge und alte Orientierungsläufer, Freizeitsportler und Athleten der Nationalmannschaft in ihren jeweiligen Kategorien an den Start gehen. Nicht selten können sich ganze Familien für den OL begeistern. Auch weniger leistungsorientierte Orientierungsläufer genießen dabei das Erleben des eigenen Erfolgs. Das Auffinden jedes einzelnen Postens in der Natur nur mit Hilfe des eigenen Könnens und der Merkmale des jeweiligen Geländes sorgt immer wieder für neue Motivation. Im Vordergrund steht dabei nicht das Besiegen eines Gegners, sondern die erfolgreiche Bewältigung der gestellten Herausforderungen.
Der Einstieg in den Orientierungslauf
Wie schon erwähnt, spielt das Alter für den Einstieg in den OL keine Rolle. Schon kleine Kinder können mit sogenannten Kinder-OLs, die bei vielen Wettkämpfen angeboten werden, spielerisch an den Sport herangeführt werden. Genauso verschließt sich Orientierungslauf keinem, der im fortgeschrittenen Alter, noch einmal etwas Neues ausprobieren möchte. Sowohl bei kleinen regionalen Läufen als auch bei Wettkämpfen auf Bundesebene gibt es entsprechende Kategorien für Neulinge. An vielen Schulen wird OL auch schon im Sportunterricht oder in einer AG angeboten.
Spitzensport bis Freizeitsport
Wettkämpfe werden auf allen Ebenen, in vielen Regionen Deutschlands angeboten. Bundesweit wird in den Nachwuchs-, Elite- und Seniorenkategorien um Bundesranglistenpunkte und Deutsche Meisterschaftstitel gekämpft. Hinzu kommen internationale Mehrtagesläufe in der ganzen Welt mit Tausenden von Teilnehmern. Internationale Großereignisse für Spitzensportler sind Europa- und Weltmeisterschaften, Weltranglistenläufe und Weltcup-Läufe.
Die vielen Gesichter des Orientierungslaufes
Der klassische OL ist der Einzellauf im Wald, der in den verschiedenen Altersklassen zwischen 30 und 90 Minuten dauert. Orientierungsläufe werden auch in der Staffel und Mannschaft ausgetragen. Mögliche Streckenlängen beim Einzellauf sind die Ultralangdistanz, Langdistanz, Mitteldistanz und Sprintdistanz. Der Sprint ist die zuschauerfreundlichste Variante, da hier meist in Städten und Parks gestartet wird. Neben dem Fuß-OL werden Mountainbike-OLs und im Winter auch Ski-OLs durchgeführt. Ein Highlight ist der alle zwei Jahre stattfindende 24-Stunden-OL, ein Staffellauf, der abwechselnd in verschiedenen Regionen Thüringens ausgetragen wird. Ein Team besteht aus sechs Läufern. Die Läufer wechseln sich ständig ab (der sechste Läufer wechselt wieder auf den ersten), sodass jedes Team ununterbrochen 24 Stunden unterwegs ist. Es gewinnt das Team, das die meisten Strecken abläuft. Bei diesen Wettkämpfen gehen oft hundert und mehr Staffeln an den Start.
Trail-O – ein Sport auch für Behinderte
Zwar führt der Weg den normalen Orientierungsläufer auch einmal über Stock und Stein, doch dank einer relativ jungen Disziplin müssen auch körperlich Behinderte beim Orientierungslauf nicht zu kurz kommen. Beim Trail-O werden auf ebenen Böden, also Straßen und Wegen, OL-Strecken für Menschen konzipiert, die im Rollstuhl sitzen. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden. Die gängigste ist, dass unweit von einem Weg mehrere Postenschirme relativ dicht nebeneinander gehängt werden. Der Trail Oler muss von seinem Standpunkt aus einschätzen, welche der Markierungen den Posten darstellt, der auf der Karte eingezeichnet ist.