ein schöner Bericht von Tinko vom Weltcup-Wochenende Anfang Oktober im Erzgebirge!
Vier Tage MTBO im Erzgebirge als Großveranstaltung: Weltcup-Elite, Jugend- und Junioren- Europa-Meisterschaft und Masters(Senioren)-Weltmeisterschaft plus offene Rennen – ein Event welches so bald nicht wieder nach Deutschland kommt. Schnell war der Termin geblockt und mit Mirko ein Gleichgesinnter gefunden, blieb noch die Frage in welcher Klasse man startet.
Weltcup-Elite und Jugend/Junioren entfällt, eine Weltmeisterschaft der Senioren mitfahren? Der persönliche Trainingszustand und die Höhe des Startgeldes gaben den Ausschlag für die offene Klasse. Da diese eigentlich immer etwas verkürzt sind, habe ich forsch die M21 gewählt. Mit zwei Fahrrädern, einer Kiste mit einem Mix isotonischer Getränke, drei Taschen/Kisten Zubehör und Werkzeug, zwei Taschen Klamotten plus Verpflegung ging es zur gewählten Ferienwohnung in Rittersgrün, im Zentrum der Wettkampfgebiete.
Gestartet wurde am Donnerstag mit einem MTBO über die Mitteldistanz im Bürgerwald von Thalheim. Die Besonderheit hier war für alle ein Micro-OL in einem Trailpark nach dem ersten Posten. Zwischen Betonröhren, unzähligen Rampen verschiedener Größe und Höhe und sonstigen Hindernissen, warteten viele Posten und Wettkämpfer. Danach galt bei den weiteren Posten in der Kombination der Wegequalität und Höhenlinienanzahl die günstigste Route zu finden. Bei der Anfahrt nach Thalheim konnte ich mich an unser Trainingslager in der Tabakstanne 2012 erinnern, im Wald selbst kam keine Erinnerung auf. Jetzt zu Hause kann ich die Karten vom MTBO mit den damaligen Trainingsläufen vergleichen.
Am Freitag ging es über die Langdistanz, ein A3 Blatt im Maßstab 1:15.000, vorn und hinten bedruckt und Posten über die komplette Fläche verteilt. Rund um den Sportpark Rabenberg wurden alle Möglichkeiten in der Höhe zwischen 700m und 900m ausgenutzt. Auf den Wegen ging es teilweise sehr „ruppig“ zu (Wurzeln, Steine, Auswaschungen,…), die mich zu einigen Abschnitten das Fahrrad schiebend zwang. Besonders berghoch und über umgestürzte Bäume wurde hier einiges geboten. Nach einem Abstecher zur tschechischen Grenze ging es zurück zu Start/Ziel am Sportpark und Posten, welche direkt auf den dortigen Trails positioniert wurden.
Der erste einfache Trail hat noch Spaß gemacht, beim zweiten Trailposten wurde es wesentlich schwieriger und nach Sturz und Schieben war ich froh diesen Trail wieder verlassen zu können. Vorbei am Zielposten ging es dann auf die zweite Runde mit ähnlichen Programmpunkten. Im Ziel war ich erstaunt über meinen großen zeitlichen Mehrbedarf in der M21 open gegenüber der Masters M40, ich hatte mit der offenen Klasse einfach die Bahn vom Elite-Weltcup gewählt und damit diverse zusätzliche Kilometer und Höhenmeter.
Ziemlich „breit“ ging es zurück zur Ferienwohnung, wo außer Sportzeug ausspülen/trocknen und kurze Fahrradpflege nicht mehr viel passiert ist. Am Nachmittag setzte ein Regen ein, welcher gefühlt bis zum Morgen des Sonnabends nicht aufhörte. Bei 4°, Nebel, Regen und starken Wind ging es auf den Parkplatz der Skiarena Fichtelberg. Mirko hatte um 9.10 Uhr seinen Massenstart und per Wetter-App Regenradar ein Nachlassen des Regens ab 10.00 Uhr versprochen. Im Auto sitzend und wartend konnte ich keine Verbesserung der Wettersituation wahrnehmen, der Gedanke an Verzicht auf Teilnahme an diesem dritten Lauf (nach der schweren gestrigen Etappe) kam mir nicht nur einmal.
Um 10.00 Uhr habe ich das schützende Auto verlassen um das Fahrrad vorzubereiten und pünktlich zum Massenstart um 10.20 Uhr frierend an der Startaufstellung zu stehen. Kurz vor dem Start gibt es noch eine Einweisung auf Englisch, erst sechs Posten als Score und dann folgen zwei Schmetterlinge, mit dem ausdrücklichen Hinweis beim zweiten sehr genau hinzuschauen um die richtige Reihenfolge einzuhalten. Die Score-Posten sind in der Skiarena verteilt, im Wechsel von der asphaltierten Straße für die Skiroller auf den breiten Loipen für die Langlaufski. Und das alles mit anspruchsvollen Steigungen und Abfahrten.
Schon die ersten Meter Abseits des Asphalts zeigen, lieber einen Umweg auf der Rollerbahn als im Schlamm versinkend auf den Langlaufpisten. Nach dem Score geht es mit zwei „Überführungsposten“ zum ersten Schmetterling, die Wege bestehen teilweise aus zwei Schlammrinnen links und rechts und einer Buckelpiste in der Mitte. An manchen Abschnitten sind die Wege zu einer Bach- und Teichlandschaft mutiert. In der Vielzahl der Posten bin ich zweimal zum falschen unterwegs, bekomme es zum Glück auf der Hälfte des Weges mit und kann „Fehlposten“ vermeiden. Der zweite Schmetterling führt zurück in die Skiarena, da alle Masterklassen vor mir gestartet sind, hatten deren Fahrer genug Zeit die Loipen und Wege in eine komplette Schlammwüste zu verwandeln.
So passiert es bei der Anfahrt zum Posten bergab versinkt das Vorderrad fast bis auf Höhe der Radnabe im Schlamm und für mich geht es über den Lenker in selbigen. Die Landung ist sehr weich, die Hände versinken komplett ohne Boden zu verspüren. Nach dem Aufrappeln probiere ich den komplett verschmierten Kartenhalter zu reinigen, was mit meinen Schlammhandschuhen die Situation nur verschlimmert. Jetzt wird die Orientierung richtig schwierig, zum Glück wäscht der Regen nach einiger Zeit den gröbsten Dreck etwas ab und die Karte wird wieder sichtbar. Noch die letzten Posten eingeholt und den Schlussanstieg gemeistert erreiche ich Dank Dopamin sehr zufrieden und glücklich das Ziel. Heute gibt es richtig was zu reinigen, Fahrrad (Mirko, Danke für die Hilfe) und Klamotten, den Verschluss der Schuhe kann ich erst nach einer Grobreinigung öffnen. Sonntag, Sonne gibt es hier auch. Auf dem Handy entdecken wir bei der Startzeitsuche meine durch einen Fotografen dokumentierte gestrige Schlammschlacht auf der Homepage des Wettkampfes, das gibt eine ergiebige Spotternte. Der heutige Stadtsprint führt zwischen Garagen, Einfamilienhäusern, Wohnblocks und Kleingartenanlagen sehr Abwechslungsreich durch Johanngeorgenstadt. Kleine Unaufmerksamkeiten führen hier schnell zu kurzen Umwegen aber nach dem gestrigen Tag ist das alles nur Entspannung. Zufrieden geht es nach vier Wettkampftagen zurück nach Hause und über den MTBO am Sonnabend wird noch Jahre gesprochen, es war schön dabei zu sein.