OL als Freizeitangebot in Norwegen

OL als Freizeitangebot in Norwegen

Zwischen Weihnachten und Neujahr 2010 hatte ich meine Jahresurlaubsplanung für 2011 fixiert und ein Ferienhaus in Norwegen (Berge, nicht zu weit von der Zivilisation) gebucht. Die Wahl fiel auf ein Vollkomfortobjekt in Hemsedal/ Tuv (Novasol, N33623), dem zweitgrößten Skigebiet Norwegens. Im Winter/Frühjahr muss dort die Hölle los sein, dafür gibt es im Sommer ein Überangebot zu „günstigen“ Preisen und Anfang Juli ist noch B-Saison.

Bei der etwas konkreten Urlaubsplanung im Mai, mit Studium Reiseführer und Internet gab es auf der Seite http://www.hemsedal.com/upload/PDF%20sommer/Sommerguide_2011_web.pdf eine Einladung zum OL-Training und das Angebot, ein Paket mit vier Karten (auf denen 40 Posten verteilt sind), käuflich zu erwerben. Diese Hinweise sind dort zwischen Minigolf und Paragliding positioniert. Jeglicher Verdacht einer beabsichtigten Auswahl eines Ferienhauses im OL- Gebiet ist falsch, diese Seite war zum Buchungszeitpunkt noch nicht existent.

Unsere Anreise erfolgte über mehrere Etappen via Flensburg- Hirsthals- Larvik- Oslo nach Hemsedal und letzte Station vor dem Ferienhaus war die örtliche Touristeninformation. Im Schaufenster fiel mein Blick sofort auf die Werbung für das OL- Paket zum Preis von 220,- Nkr. Neben Ansichts-, Wander- und Angelkarten werden hier auch OL- Karten vertrieben. Ich habe mir dieses Paket sofort zeigen lassen, mich aber erstmal mit einer Wanderkarte begnügt.

Nachdem das erste Chaos eines Ferienhausbezuges sich gelegt hatte, fand ich Zeit das freundlicherweise vom Hausbesitzer hinterlegte Informationsmaterial zu sichten. Dabei war eine Informationsbroschüre in Nor/ Eng/ Deu zum Synarsvaet Nautur und Kulturpfad. Die Karte auf der Rückseite dieser Broschüre war eine OL- Karte im Maßstab 1:10.000 mit eingedrucktem Wanderpfad an deren Rand noch unser Ferienhaus eingezeichnet war. Ohne OL läuft hier gar nichts?

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Nach 220 km von Oslo, gab es abends noch einen ersten Erkundungsspaziergang mit besagter Broschürenkarte zu gewöhnungsbedürftig ausgeschilderten Aussichtspunkten. Die „freie“ Routenwahl führte gleich an zwei OL- Schirmen vorbei, einer mit Zange und einer mit mir unbekannten SI- System als Kontrolleinrichtung. Eigentlich war ein Wanderurlaub und kein Trainingslager geplant.

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An den nächsten Tagen waren dann auch Wanderungen angesagt. Für Rundwanderungen, wie in den Alpen, fehlt hier die Infrastruktur. In den meisten Fällen geht es den Berg rauf und auf gleichem Wege wieder zurück. Alternativ gibt es nur Langstreckenwanderungen. Auch die Beliebtheit der Touren entsprechend der Länge und Lage ist sehr unterschiedlich. Es können einem so ca. 40 Leute entgegenkommen oder auch nur zwei.

Wie in jedem Reiseführer nach zu lesen, sind die Wetterbedingungen dort oben sehr flexibel. Sonne und Regen wechselten sich die ersten zehn Tage mit Dauerregen und wolkenverhangenen Bergen ab. Nach fünf Tagen war mein Programm für Kurztouren im Regen aufgebraucht. Für 29,- € wurden vier OL- Karten mit 40 Posten, plus norwegischer Kurzeinweisung in den OL, touristische Hinweise zu den Kartengebieten und Ausschreibung für einen Fotowettbewerb käuflich erworben.

In Wanderklamotten (Regenbekleidung) und Rucksack mit Fotoapparat ging es dann an drei Tagen auf Tour durch zwei Kartengebiete. Stine, Jacqueline und Ferdinand führten abwechselnd zu den Posten. „Unterstützend“ wurden sie durch mich mit Hinweisen zur Routenwahl genervt. Laminierte OL- Schilder mit Zange bildeten die Posten. Die Schwierigkeit der Posten und Routenwahl nahm innerhalb eines Kartengebietes, beginnend bei der niedrigsten Ziffer zu.

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Mitunter konnte man den Eindruck bekommen der Untergrund norwegischer OL-Wälder besteht nur aus Sumpf, Felsen und mit Moos überwachsenden Steinen. Gefühlt war es nur Sumpf. Erstaunt hat mich auch die direkte Positionierung von OL-Posten an Wanderwegen und Aussichtspunkten.

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Diese werden sicherlich nicht so häufig frequentiert wie in Deutschland, aber die Akzeptanz des Sports und seiner Geräte ist in Skandinavien sehr viel höher als zu Hause.

Im Synarsvaet doppelten sich die Tourismus- mit den Dauerpostenschirmen des örtlichen Sportvereins, ein laminiertes Schild plus OL- Schirm, zwei Zangen und SI-Station.

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Der Wald ist dort eine Arena für viele Sportarten und unsere „Downhiller“ würden dort auf ihre Kosten kommen.

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Hier noch der Link zum örtlichen OL-Verein: http://idrett.speaker.no/organisation.asp?OrgElementId=62060

Besseres Wetter zum Schluss des Aufenthalts ermöglichten ein paar Wander- und eine Kanutour. Noch eine Woche im Ferienhaus an der Fjordeinfahrt von Bergen und ein Wanderurlaub mit vielen Büchern und ein bisschen OL ist zu Ende.

Text & Fotos: Tinko Siebert