17. Harz-MTBO in Gernrode (18.10.2009)

Ein Sprung von der Roßtrappe über das Bodetal zum Hexentanzplatz in Richtung Gernrode…

wäre eine verdammt gute Möglichkeit gewesen, um die steilen Anstiege bei Thale beim diesjährigen 5 h Harz-MTBO umfahren zu können. Aber da niemand von uns Brunhilde hieß, wir auch nicht auf einem sprunggewaltigen Roß sondern auf einem schlammigen Fahrrad im Ostharz unterwegs waren und uns nicht der Riese Bodo im Nacken saß, sondern lediglich der Faktor Zeit, mussten wir leider in den sauren Äpfel beißen und die 300 Höhenmeter von Thale in Richtung Friedrichsbrunn aus eigener Kraft bergan strampeln.

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Was war passiert? Am vergangenen Wochenende fand in Gernrode die 17. Auflage des 5h Harz-MTBO’s statt. Organisiert wird diese alljährlich im Oktober stattfindende Veranstaltung vom SV Wissenschaft Quedlinburg. Das Wettkampfgebiet erstreckt sich vom Ostharz bis ins nördlich davor gelagerte Harzvorland, zwischen 150 m bis 580 m Höhe. Der Harz stellt ein klassisches Bruchschollengebirge dar, das in Form eines Pultes ausgebildet ist. Diese Pultscholle steigt von Süden her allmählich an, wohingegen sie bedingt durch die Harznordrandverwerfung nach Norden hin sehr steil abfällt. Im krassen Gegensatz dazu ist das Harzvorland im Raum Quedlinburg relativ flach und wellig ausgeprägt. Mit Ausnahme der Seweckenberge, die Teil des Quedlinburger Sattels sind, kommt es nur an einigen Stellen bedingt durch die Aufrichtungszone des Harzes zur größeren Reliefunterschieden. So entstanden durch Aufrichtung und Überkippung markante Schichtrippen wie die Teufelsmauer, welche zwischen Neinstedt und Weddersleben besonders schön zu Tage tritt oder die Steinberge bei Rieder.

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Das ist aber nichts im Vergleich zu den großen Reliefunterschieden die man im Nordteil des Harzes zu spüren bekommt, wenn man dort mit dem Fahrrad unterwegs ist. Hier am Nordostrand des Harzes haben sich Flüsse wie die Bode oder die Selke der NO-Abdachung folgend sehr tief in den Harz eingeschnitten und dem zufolge steilwandige sowie vor allem sehr tiefe Täler herauspräpariert. Und diese Täler machen den besonderen Reiz des Harz-MTBOs aus. So stellt man sich jedes Jahr am Start immer die gleiche Frage. Umfährt man diese Täler weiträumig oder schlägt man alle Warnungen in den Wind und quält sich diese Anstiege hinauf?

Meistens entscheidet man sich für letzteres, denn man ist ja nur einmal im Jahr mit dem Mountainbike im Harz unterwegs. Gefahren wird bei dieser fünfstündigen Veranstaltung immer im Zweierteam. Los geht’s mit der Wettkampfvorbereitung am Samstagabend im Wettkampfzentrum. Dort erhält man eine Karte mit eingetragenen Posten oder muss diese bei der Kartenausgabe von Hand selbst eingetragen. Wobei sich das Postennetz vom Harzvorland bin in den Ostharz erstreckt. Am Sonntag erhält man einige hundert Meter nachdem Start einen Zettel wo die Wertigkeiten der jeweiligen Posten und die Blindposten aufgeführt sind. Die Blindposten streicht man für gewöhnlich weg, bei den verbliebenen Posten schreibt man die Wertigkeiten daneben. Welchen dieses Jahr je nach Entfernung und Schwierigkeit zwischen 10 und 40 Punkten betrugen. Danach beginnt mit dem „Score-OL“ das eigentliche Spektakel. Denn jetzt hat man die freie Qual der Wahl, welche Posten man in den 5h in welcher Reihenfolge anfährt. Wenn das Zeitlimit der gesetzten 5h überschritten wird, erhält man Strafpunkte deren Höhe logischerweise mit zunehmender Zeit ansteigt.

Klar ist nur eins, alle Posten zu holen ist fast unmöglich. Bedingt durch das Wegstreichen der Blindposten wird die am Abend zuvor geplante Route in Teilen verändert oder gar komplett über den Haufen geworfen. Häufig geht nach der Ausgabe der Zettel mit den Wertigkeiten das Zusammenbasteln der Route wieder von vorne los. Es ist natürlich von großem Vorteil ist, wenn beide Fahrer im Team über gute Orientierungsfähigkeiten verfügen. Denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei und genug Zeit zum absprechen der Route, hat man beim Radeln ohnehin. Eine ordentliche Kraftausdauer und Kondition ist auch von Nöten, denn die tiefen Täler im Harz fährt man mindestens einmal bergan.

Dieses Jahr nahmen 95 Zweierteams am 17. Harz-MTBO teil. Die meisten kamen natürlich aus Deutschland aber auch aus der tschechischen Republik waren Teams angereist. Es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass sich bei der letzten MTBO-Veranstaltung des Jahres noch mal die gesamte deutsche MTBO-Szene einfindet. Dazu gesellen sich jedes Jahr eine Handvoll von Fuss-OLern sowie ganz normale Leute die einfach Lust auf Radfahren im Harz haben. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren das Wettkampfzentrum mit dem Start und dem Ziel in der Ortschaft Ballenstedt gewesen ist, wurde dieses Jahr vom Veranstalter der Nachbarort Gernrode als Austragungsort ausgewählt.

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Vom OLV Potsdam nahmen dieses Jahr Mirko, André und Norbert daran teil. Wobei Stefan, Micha und Korthi diese drei Mannschaften des OLV Potsdams komplettierten. Hinzu gesellten sich noch die „Mecklenburger Schweizer“ Lars und Nils Schmiedeberg. Als Quartier bezogen wir, wie in den zwei Jahren zuvor die Pension an den Gegensteinen. Nachdem wir am Freitagabend dem griechischen Restaurant in Ballenstedt unseren obligatorischen Besuch abgestatteten, freuten wir uns schon alle auf die „gemütliche Ausfahrt“, welche am Samstag auf dem Programm stand. Aber dieses Jahr war leider einiges anders. Beginnen wir beim Wetter, das sich am Freitag und am Samstag wahrlich nicht von seiner Schokoladenseite präsentierte. Schon am Freitagabend gab es den ersten Regen. Und am Samstagvormittag sah es nicht viel besser aus. Das Wetter machte uns einen schönen Strich durch die Rechnung, denn es regnete zeitweise wie aus Eimern. An eine gemütlich Ausfahrt bei Sonnenschein war nicht zu denken. Hinzu kamen tiefhängende Wolken, Nebel und Temperaturen um die 2°C. Dieses nasskalte Wetter rief bei uns allen ziemlich zeitig einen Lagerkoller hervor. Wir wussten nicht so richtig, was wir außer im Bett zu liegen und zu dösen oder ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen mit diesem verregneten Tag anfangen sollten. Gegen Mittag es regnete immer noch, kamen wir auf die aberwitzige Idee ein Abstecher mit dem Auto nach Schierke zu unternehmen. Um von dort aus eine Wanderung in Richtung Brocken (1141 m NN) zu starten. Dies erwies sich ebenfalls als klassischer Fehlgriff. So hatten einige schon am Samstagabend die Nase gestrichen voll und wären am liebsten wieder zurück nach Potsdam in die warme Stube gefahren. Aber seinen Teampartner konnte man nur schwereren Herzens hängen lassen. Und so gingen am Sonntag in Gernrode doch alle drei Potsdamer Teams an den Start.

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Bei Temperaturen um die 5°C, fiel am Sonntagmorgen um 9:00 der Startschuss und die erste Startgruppe radelte los. Um 9:20 Uhr war es dann für die drei Potsdamer Zweierteams „S M“, „Dr. Sommer – Team“ und „Korthison & Pflügerol“ soweit. Wir starten alle gemeinsam in einem Startblock und hatten nun 5h Zeit um die begehrten Punkte einzusammeln. Maximal konnten 20 Posten angefahren werden und 410 Punkte erreicht werden. Nachdem Start ging es für uns alle erst mal gleich ab in den Harz. Wir durchfuhren die Ortschaften Friedrichsbrunn, Allrode, Treseburg, Wienrode und Thale. Auf der Straße nach Hasselfelde bekamen wir einen Mammutbaum zu Gesicht, durchquerten bei Altenbrak das Bodetal und umkurvten bei Timmenrode die Teufelsmauer. Einige von uns quälten sich auf dem Rückweg nach Gernrode, in Thale noch mal die 300 Höhenmeter in Richtung Hexentanzplatz hinauf um dort die verbliebenen Posten zu stempeln.

Wahres Glück hatten wir an diesem Sonntag mit dem Wetter. Es blieb über die gesamten 5h trocken und zeitweise blinzelte sogar die Sonne durch die Wolken hindurch.

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Die Wege im Wald waren durch den Regen der vergangenen Tage stark ausgespült und sehr schlammig. Deshalb wahr man war gut beraten, wenn man möglichst lange bis kurz vor dem Posten auf festem Untergrund fuhr. Wenn man der guten, alten MTBO – Redewendung vertraute, das der kürzeste Weg mitunter nicht immer der schnellste ist, war man fast immer auf der sicheren Seite. Nach fünf Stunden quälen, schwitzen und suchen war der Spuck bei der Zielankunft im Schulzentrum von Gernrode auch schon wieder vorbei.

Mit 274 Punkten haben es die „Mecklenburger Schweizer“ in Person von Lars und Nils Schmiedeberg dieses Jahr endlich geschafft, die meisten Punkte zu ergattern. Da kein Team mehr ins Ziel kam, welches mehr als 274 Punkte aufweisen konnte, gewannen Lars und Nils den „Fenster-Wanderpokal“. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an die beiden! Nach mehreren zweiten Plätzen in den vergangenen Jahren, haben sie es dieses Jahr trotz eines Fehlers bis ganz nach oben aufs Treppchen geschafft.

Aus Potsdamer Sicht schnitten „Korthison & Pflügerol“ am besten ab. Sie belegten bei 69 gestarteten Teams, 89 km zurückgelegter Fahrstrecke, mit zwölf gelochten Posten und 199 Punkten, Rang 11. Knapp dahinter auf Rang 13 folgten Mirko und Stefan mit elf gelochten Posten und 190 Punkten. André und Micha traditionell als „Dr. Sommer-Team“ gestartet, kehrten leider etwas früh ins Ziel nach Gernrode zurück. Da Micha bei der Anfahrt zum Posten 123 etwas Pech hatte und auf einem schwer zu befahrenden Wanderweg einen Sturz erlitt. Wir wünschen Micha an dieser Stelle gute Besserung und hoffen, das außer ein paar blauen Flecken nichts weiter passiert ist!

Last but not least möchten wir dem Veranstalter SV Wissenschaft Quedlinburg e.V. für diese gelungene Veranstaltung danken! Wie in den Jahren zuvor, war auch der 17. Harz-MTBO eine runde Sache, die uns Spaß bereitet hat. Bleibt nur zu hoffen, dass beim 18. Harz-MTBO im Oktober 2010 das schöne Wetter etwas eher einsetzt, damit wir diesmal unsere „gemütliche Ausfahrt“ in den Harz starten können.

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Bilder: mit freundl. Genehmigung vom SV Wissenschaft Quedlinburg e.V.
Text: Norbert Pflug